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Automatisierte Übersetzungen?

Ob Google Translate, Skype Translator oder Facebook Translate - automatische Übersetzungen begegnen uns heutzutage immer häufiger. Doch was können diese neuen Systeme tatsächlich? Sind sie auch in der Lage, menschliche Arbeit komplett zu ersetzen und für einwandfreie Verständigung, auch in der Geschäftswelt zu sorgen?

Übersetzungsprogramme liefern heutzutage zwar erstaunlich gute Ergebnisse, jedoch nur solange es sich um einen „starren“ Text ohne Zwischentöne oder mehrdeutige Ausdrücke handelt. Die Systeme können Begriffe mit mehreren Bedeutungen nicht im jeweiligen sozialen, historischen oder kulturellen Kontext einordnen, sondern wählen einfach den „erstbesten“ Begriff für die Übersetzung.

Um das Problem der Mehrdeutigkeit zu lösen, verwenden viele Übersetzungsprogramme heute die sogenannte „statistische Methode“, bei der Wahrscheinlichkeiten für Übersetzungen berechnet werden. Steht z.B. das Wort „Bank“ zusammen mit dem Wort „Geld“, dann lautet die englische Übersetzung „bank“. Steht „der Begriff aber neben dem Wort „Park“, wird „Bank“ in dem Fall mit „bench“ übersetzt. Hierfür ist es nötig, das System mit großen Textmengen zu „füttern“ und es somit lernen zu lassen. Doch auch wenn bereits große Datenmengen in das Programm eingespeist wurden, lassen sich hiermit bei komplexeren Texten keine verlässlichen Ergebnisse erzielen und eine genaue Überprüfung durch einen Menschen bleibt unumgänglich.

Google hat vor kurzem mitgeteilt, seinen viel genutzten Übersetzungsdienst Google Translate stark überarbeitet und erheblich verbessert zu haben. Das neue System wird nun zunächst für Übersetzungen aus dem Englischen ins Chinesisch angeboten, soll jedoch bald auch für andere Sprachen zur Verfügung stehen.

Google setzt dabei künstliche neuronale Netze ein, die dem Netzwerk von Nervenzellen im menschlichen Gehirn nachempfunden sind. Laut Google sei die Qualität damit ein weiteres Stück an die menschlicher Übersetzungen herangerückt. Das neue System wurde zunächst für Übersetzungen aus dem Englischen ins Chinesische, Spanische und Französische getestet und ergab eine Reduktion der Fehlerrate um bis zu 85 Prozent. Google spricht daher trotz einigen Verbesserungsbedarfs bereits jetzt von einem „bedeutenden Meilenstein“.

Doch die Tests lieferten auch ernüchternde Ergebnisse.

Zwar vermag es Google Translate, eine standardisierte Syntax weitgehend korrekt zu übertragen, bei der Verwendung eines sich (gerade im Chinesischen) schnell entwickelnden Alltagswortschatzes stößt aber auch die künstliche Intelligenz schnell an ihre Grenzen. Das Problem situativer Bedeutungen bleibt trotz aller Fortschritte weiterhin bestehen und kulturelle Aspekte, und damit die Lebendigkeit und Veränderlichkeit einer Sprache, bleiben unberücksichtigt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind nur Menschen in der Lage, in komplexen Texten situative Bedeutungen zu erkennen und adäquat zu übertragen und trotz intensiver Forschung werden Maschinen auch in nächster Zukunft höchstwahrscheinlich nicht in der Lage sein, zwischen den Zeilen zu lesen oder besondere sprachliche und kulturelle Aspekte bei einer Übersetzung zu berücksichtigen.

Für Unternehmen machen automatische Übersetzungen daher noch wenig Sinn, da Professionalität und Genauigkeit hier an erster Stelle stehen.

Im privaten Bereich leisten Google Translate und Co hingegen sicherlich schon heute hilfreiche Dienste.

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